Der Betrieb

Eberhardzell – Wenn Angela Kohler zur Fasnetszeit einen der vielen Umzüge in der Region besucht, dann trifft die Eberhardzellerin viele Bekannte: die Ampfelbronner Holzwürm‘ mit ihren schelmischen Augen und orange-gelben Sägespänen auf der Stirn, die schaurigen Schelklinger Turmgeister mit ihren blassblauen Gesichtern oder der freundlich-verfressene Äpfinger Weckafresser. Sie alle haben eines gemeinsam: Ihr unverwechselbares Antlitz stammt aus der Holzschnitzerei Kohler in Eberhardzell. Angela Kohler führt dort das Erbe ihres vor eineinhalb Jahren verstorbenen Ehemanns Klemens Kohler fort: als Holzschnitzerin – und wohl der einzigen Frau in der Region, die sich in dieser Männerdomäne behauptet.

Im Jahre 1956 ließ sich Klemens Kohler, der in Oberammergau das Kunsthandwerk des Holzbildhauers gelernt hatte, in Eberhardzell nieder. Das Kleine Familienunternehmen besteht nun schon über 50 Jahre, das von Frau Angela Kohler, weitergeführt wird.

An ihrem Werktisch hat Angela Kohler ein ganzes Arsenal an Schnitzmessern ausgebreitet, um die 40 Stück und alle säuberlich nach Größe sortiert. Im Schraubstock eingespannt, zeigt sich das Gesicht eines Narren, dem trotz dieser unbequemen Lage noch zu einem schiefen Grinsen zumute zu sein scheint.

Die Umrisse werden vorgefrässt. Für die gröberen Sachen nehme ich Hammer und Hohleisen, für die Feinarbeit dann die Messer“, erklärt Kohler. Drei Tage benötige sie für eine Maske. „Deshalb fange ich schon im August an“, so die 52-Jährige. Schließlich müssen alle Aufträge, in der Regel an die 30 Larven, pünktlich zur Saison fertig sein.

Fasnetsmasken bilden die Haupteinnahmequelle – und sind Angela Kohlers Spezialität. Ob grausige Hexen oder freundlich-verschmitzte Hansele: Die Eberhardzellerin verleiht den Figuren individuelle Züge. Keine Larve gleicht der anderen. „Am liebsten schnitze ich Hexen“, sagt Kohler und deutet auf eine Maske der Zeller Neideck-Hexen. „Da kann man seine Kreativität walten lassen, die Nase größer oder kleiner machen oder mal dem Gesicht eine Warze verpassen.“

Die Larve der Neideck-Hexen genauso wie die der Holzwürm‘ und Weckafresser hat noch Angelika Kohlers verstorbener Ehemann, der über die Region hinaus bekannte Schnitzmeister Klemens Kohler, entworfen. „Für mich war immer klar, dass ich die Arbeit meines Mannes fortsetze“, bekennt die Witwe.

 

Schließlich hat die Mutter zweier Töchter ebenfalls das Handwerk von der Pike auf gelernt. „Ich mag es einfach, mit den Händen zu arbeiten“, sagt Angelika Kohler über sich. Schon als Kind habe sie die meiste Zeit in der Werkstatt – Vater und Großvater waren als Raumausstatter tätig – in Altshausen verbracht. Und auch ein Schnitzer als Onkel hat Eindruck hinterlassen: „Bei ihm hat es immer so gut nach Holz gerochen.

Als 18-Jährige ging Kohler dann bei einem Holzschnitzer in Bad Wurzach in die Lehre, bevor sie für ihren späteren Mann arbeitete. Als die Kinder noch klein waren, musste die Arbeit in der Werkstatt etwas zurückstehen. Aber gelernt ist gelernt. „Beim Schnitzen schneide ich mich nie“, sagt Kohler. Auch nicht, wie jetzt, in der Hauptsaison: „Das passiert mir nur beim Brotschneiden.“

 

(Quelle: Schwäbische Zeitung: http://www.schwaebische.de/region/biberach-ulm/bad-schussenried/rund-um-bad-schussenried_artikel,-Talent-Hexen-sind-ihre-Spezialitaet-_arid,5023142.html)